Am Tag der Eizellentnahme (Follikelpunktion) werden die Eizellen mit den Samenzellen des Partners vereinigt. Entweder in einer Petrischale oder im Rahmen der Mikroinjektion (ICSI).
Am ersten Tag nach der Punktion ist die Befruchtung in der Regel abgelaufen. Über Nacht beginnt dann die Zellteilung. Am Tag 2 liegen Zwei- bis Vierzeller, an Tag 3 Sechs- bis Achtzeller vor. Eine Morula (Maulbeerstadium) bezeichnet das Stadium an Tag 4, wenn der Embryo bereits ca. 18 Zellen besitzt. Das Blastozystenstadium liegt an Tag 5 vor – der Embryo besteht nun aus bis zu 100 Zellen.
In Deutschland ist nach moderner Interpretation des Embryonenschutzgesetzes auch die Kultivierung bis zum Tag 5 möglich.
Frommel M.
Deutscher Mittelweg in der Anwendung des Embryonenschutzgesetzes (ESchG) mit einer an den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand orientierten Auslegung der für die Reproduktionsmedizin zentralen Vorschrift des § 1, Abs. 1, Nr. 5 ESchG
Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie 2007; 4 (1): 27-33
Bals-Pratsch M; Dittrich R; Frommel M.
Wandel in der Implementation des Deutschen Embryonenschutzgesetzes
Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie 2010; 7 (2): 87-95
Eine Analyse des Deutschen IVF-Registers, in dessen Vorstand und Kuratorium Prof. Kupka seit Jahren mitarbeitet, konnte bereits im Jahre 2010 gezeigt werden, dass viele Zentren in Deutschland diese Technik anbieten.
Jahrbuch 2010 – Deutsches IVF-Register DIR
Ärztekammer Schleswig-Holstein, Bad Segeberg
J Reproduktionsmed Endokrinol; 8 (4): 253–80. (2011)
Weiterhin konnte gezeigt werden, dass bei der 5-Tages-Kultur in einer Analyse über 11 Jahre die Schwangerschaftsrate immer über der der 3-Tages-Kultur lag.
Im Jahrbuch 2011 wurde dann noch einmal gezeigt, dass es für die 5-Tages-Kultur aber einer gewissen eizell-anzahl bedarf. Somit müssen wir mit Ihnen sehr individuell besprechen, ob dieses Verfahren für Sie in Frage kommt.
Jahrbuch 2011 – Deutsches IVF-Register DIR
Ärztekammer Schleswig-Holstein, Bad Segeberg
J Reproduktionsmed Endokrinol; 2012; 9 (6): 453–84.
Die längere Kultur ermöglicht eine Abschätzung der Entwicklungspotenz des Embryos. Die Blastozystenkultur erfordert spezielle Kulturbedingungen mit speziellen Nährmedien.
Die Kulturdauer über einen Zeitraum von 5 Tagen bewirkt, dass ein biologisch völlig normaler Mechanismus beginnt, nämlich, dass nur die Embryonen mit dem höchsten Implantationsvermögen (Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut) dieses Entwicklungsstadium erreichen.
Es ist rein statistisch sehr wahrscheinlich, dass sich beispielsweise bei 5 befruchteten Eizellen über eine Kulturdauer von 5 Tagen nur 2 Embryonen weiter aktiv teilen. Bei den übrigen Embryonen ist in der Regel keine weitere Teilung mehr zu erkennen.
In jedem einzelnen Fall wird dabei nach der individuellen Konstellation (Alter, Anzahl und Verlauf vorangegangener Behandlungen etc.) in unserem Zentrum die Empfehlung zu diesem Verfahren ausgesprochen – oder auch nicht.
Das Ziel dieser Vorgehensweise ist ebenso eindeutig: eine auch im internationalen Vergleich absolut vergleichbare Schwangerschaftsrate unter sukzessiver Verminderung der Anzahl der transferierten Embryonen zur Reduktion von Mehrlingsschwangerschaften.