Auf andrologischer Seite gibt es einige Zusatzuntersuchungen, die wir bei entsprechender Fragestellung anbieten:
sperm-slow = physiologische ICSI (PICSI)
Die physiologische ICSI (PICSI) mittels „sperm-slow“ ist eine modifizierte ICSI-Befruchtungsmethode (intrazytoplasmatische Spermieninjektion).
Durch den sogenannten Hyaluronan-Bindungstest werden Spermien ausgesucht bevor sie zur Befruchtung verwendet werden.
Diese Methode ist nach schlechter Befruchtung nach ICSI zu empfehlen.
Im Vergleich zur ICSI Methode stellt die PICSI-Methode eine biologisch naturnahe und effektive Methode dar, da nur Spermien mit Membran-Bindungseigenschaft (spezifische Bindung an den Eizellenkomplex), das heißt nur reife Spermien (bei denen ein signifikant niedrigeres Vorkommen von chromosomalen Anomalien nachgewiesen wurde) für die Befruchtung verwendet werden.
Hyaluronan (Hyaluronsäure) ist eine Substanz, die die Eizelle umgibt und am Prozess der Bindung von Spermien und Eizellen beteiligt ist.
„Physiologic ICSI“: hyaluronic acid (HA) favors selection of spermatozoa without DNA fragmentation and with normal nucleus, resulting in improvement of embryo quality.
Parmegiani L, Cognigni GE, Bernardi S, Troilo E, Ciampaglia W, Filicori M.
Fertil Steril. 2010 Feb;93(2):598-604.
Sperm Mobile = Spermien Aktivierung
Theophyllin (SpermMobil ©) aktiviert „müde“ Spermien und ermöglicht die beste Spermienauswahl für die ICSI-Methode.
Hierbei wird das Mittel im Labor direkt zur Spermienprobe gegeben, unmittelbar bevor die ICSI-Methode durchgeführt wird.
In manchen Fällen zeigen sich im Ejakulat bzw. in den TESE-Proben keine beweglichen (motile) Spermien. In diesem Fall sind die „müden“ Spermien nicht von den toten Spermien zu unterscheiden. Tote Spermien führen aber trotz ICSI nicht zur Befruchtung und somit nicht zur gewünschten Schwangerschaft.
SpermMobil© weckt „müde“ Spermien auf. Hierbei wirkt das Theophyllin auf die sogenannte ATPase im Spermienhals, wodurch ATP, ein Energielieferant, entsteht.
Anders gesagt wirkt Theophyllin wie ein eingesetzter aufgeladener Akku, der den Spermienmotor antreibt.
Für die ICSI verwendete, durch Theophyllin aktivierte Spermien, führen im Allgemeinen zu besseren Befruchtungs- und Schwangerschaftsraten.
Alle Methoden sind nach den derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen keine Leistung, die über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden können. Auch bei privaten Krankenkassen ist eine Kostenerstattung nicht mit Sicherheit zu erlangen.
Molekularcytogenetische Diagnostik an Spermien (Sperm-FISH)
In Kooperation mit unserem Laborpartner bieten wir die genetische Untersuchung von einzelnen Spermien an.
Zu den häufigsten Ursachen für die männliche Unfruchtbarkeit gehören unter anderem eine von der Norm abweichende Qualität der Samenflüssigkeit (Ejakulat) sowie Probleme mit dem Samenerguss.
Angeborene (genetische) Ursachen für die männliche Unfruchtbarkeit sind zwar selten, sollten aber bei ausgeprägten Einschränkungen der Spermienqualität sowie bekannten strukturellen Chromosomenveränderungen unbedingt abgeklärt werden.
Etwa 2,5% der Spermien fertiler Männer besitzen ein oder mehrere zusätzliche Chromosomen, wobei jedes Chromosom betroffen sein kann. Wenn diese Spermien nicht fehlgebildet oder motilitätsgestört sind, können sie Eizellen befruchten. Es ist bekannt, dass bei Patienten mit einer eingeschränkten Samenqualität die Häufigkeit solcher Chromosomenfehlverteilungen (sog. Aneuploidien) deutlich erhöht sein kann (bis zu 40%).
Hierdurch kann ein wiederholtes lmplantationsversagen oder eine erhöhte Fehlgeburtsrate bei der Partnerin bzw. ein erhöhtes Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Chromosomenanomalie bedingt sein. Eine deutlich erhöhte Aneuploidierate in den Spermien kann auch bei Trägern einer balancierten Chromosomenstrukturanomalie wie z.B. Translokationen oder Inversionen vorliegen, die jedoch individuell in Abhängigkeit von der Art der Anomalie und den beteiligten Chromosomen variieren kann.
Bei der Sperm-FISH-Analyse wird an einer Ejakulatprobe die Aneuploidierrate in den Spermien mittels der sog. Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) bestimmt. Hierzu werden mehrere spezifische DANN-Sonden an die in den Spermien befindlichen Chromosomen angelagert und deren Signale unter dem Lichtmikroskop numerisch ausgewertet. Zur Abschätzung der Fehlverteilungsrate werden in der Regel die Signalmuster von fünf der 23 Chromosomen untersucht. Dies sind die Chromosomen 13,18 und 21 sowie die Geschlechtschromosomen X und Y. Bei Trägern von Chromosomenstrukturveränderungen kommen darüber hinaus je nach Art der Anomalie spezielle DNA-Sonden zusätzlich zum Einsatz.
Im Rahmen der Kinderwunschbehandlung kann die Bestimmung der individuellen Rate an Chromosomenfehlverteilungen helfen die Chancen einer künstlichen Befruchtung abzuschätzen oder Gründe für ein wiederholtes Implantationsversagen zu klären.
Der Test ist sinnvoll:
Was wird für den Test benötigt
Zur Durchführung des Tests wird eine Ejakulatprobe mit einer ausreichenden Anzahl an Spermien in einem sterilen Behälter benötigt. (Spermienkonzentration > 0,8 Mio/ml bei normaler Ejakulatmenge von 2 bis 3 ml). Bei niedrigeren Spermienkonzentrationen ist eine erfolgreiche Analyse unter Umständen aus mehreren (gepoolten) Ejakulaten möglich.
Literatur
Ramasamy et al.: Fluorescent in situ hybridization of human sperm: diagnostics, indications, and therapeutic implications.
Fertil Steril 102:1534- 1539,2014
Templado et al.: New insights on the origin and relevance of aneuploidy in human spermatozoa.
Mol Hum Reprod 19:634-643,2013